In den Seitenkapellen standen dezente Schildchen mit Beichtangeboten und darunter die Flaggen der jeweiligen Länder, als Zeichen, welchen Fremdsprachen der zuständige Pater mächtig wäre. Als ich noch durch die Kathedrale schlenderte, betrat ein Silvestriner-Mönch eine der Kapellen, gleichzeitig kam eine Durchsage in mehreren Sprachen, daß dies ein Ort der Stille, des Gebets und der inneren Einkehr wäre!!! Der Mann sprach mir aus der Seele.
Spanien (Seite 15 von 20)
Draußen sprach uns ein älterer Mann an, im Ruhestand, der jedes Jahr ehrenamtlich für einige Wochen hierher kam, um seelsorgerische Dienste für die Pilger nach einer langen entbehrungsreichen Wanderschaft für das Bistum Rottenburg anzubieten. Er sprach von seiner Arbeit, erklärte uns einige Details der Fassade. Ich kam nicht umhin, mich über den barocken Glanz zu wundern und über den Volksfestcharakter zu echauffieren. Er bekam ganz glänzende Augen und berichtete davon, daß jeder Monarch der Kirche einen weiteren Stempel aufdrücken wollte, noch mehr Glanz und Herrlichkeit zu Ehren Gottes.
Der Monarch kniet betend zu Füßen des Apostels. Am Eingang zum Grab des Apostels war eine relativ kleine Schlange, deswegen besuchten wir das zuerst. Es ging zu wie auf dem Volksfest!!! Keine Zeit zum Verweilen, keine Ruhe für ein stilles Gebet, die Massen drängten, schubsten und drängelten lautstark. Die Nische selbst beinhaltete eine silberne Truhe, schön ziseliert, handwerklich eine gelungene Leistung.
Die Dekoration der Außenfassade soll die christliche Botschaft vermitteln. Die Apsis wird meist in Richtung Sonnenaufgang positioniert, so daß der Weg von der Hauptfassade im Westen bis zur Apsis aus der Dämmerung ins Licht der Erlösung führt. Es setzte sich immer mehr die Überzeugung durch, daß man die Erlösung der Seele nur durch Einhaltung der Gebote des Evangeliums und die Beteiligung an der Liturgie erreichen könne und so gilt die Kirche als symbolische Verbindung zwischen Himmel und Erde.
Jakobus geht nach dem Tod Jesu nach Spanien, um dort zu missionieren, aber irgendwie findet er nicht die richtigen Worte, um die Bürger der iberischen Halbinsel von seinem Glauben zu überzeugen. Enttäuscht kehrt er nach Jerusalem zurück, um sich bei seinen Mitjüngern Rat zu holen – und wird dort ermordet. Die Frage die sich aufdrängt, ist: warum muss er nach Jesu Tod gleich so weit weg, gab es um Jerusalem herum nichts näheres zum missionieren? Wie kommt er von Jerusalem nach Santiago? Da gibt es kein Meer, wo man mit einem Schiff anlegen könnte. Damals reiste man noch mit Esel und zu Fuß, Pferde konnte sich diese Gesellschaftsschicht nicht leisten, die hatten damals nur die Mauren. Also wie kam Jakobus von Jerusalem nach Santiago????
es heißt, daß der Leichnam des Apostels wenige km von der Küste entfernt in dem Mausoleum einer Römerin mit Namen Natia Moneta beigesetzt wurde. Dort wurden auch seine beiden Schüler atanasio und Teodoro beigesetzt. Ihre Gräber liegen zu beiden Seiten des Apostelgrabs. Die zugewachsene Grabstätte blieb verborgen, bis sie 820 von Bischof Teodomiro des Bistums Padrón entdeckt wurde.
Der einstige Fischer aus Galilea war zusammen mit seinem Bruder Johannes einer der ersten Jünger Jesu. Der wegen seines Temperaments als Sohn des Donners bekannte Jakobus wurde 44 von König Herodes Agrippa 1. in Jerusalem hingerichtet. Herodes wollte sich bei den jüdischen Hohenpriestern durch die Verfolgung der Anhänger Jesu beliebt machen. Der Legende nach wurde der Leichnam des Apostels von zwei seiner Schüler von Jaffa per Schiff an die Nordwestküste Spaniens gebracht, wo er nach dem Tod Jesu gepredigt haben soll.
Aus dem Bistum Padrón kam im 9. Jhd die Kunde vom Fund der Grabstätte des Apostels Jakobus. Um die Reliquien des Apostels zu schützen, wurde eine Kirche gebaut, die Ziel der ersten Wallfahrten war. Der aufkommende und stetig zunehmende Jakobskult machte bald den Bau einer Kirche notwendig, die der Bedeutung der Reliquie würdig war. 1075 begann der Bau der heutigen Kathedrale.
Sie gelten als die ältesten romanischen Fresken Galiciens. Im Mittelalter wurden sie verputzt und kamen erst bei der Restaurierung Ende des 20. Jhd wieder zum Vorschein. es war für die Restauratoren gar nicht so einfach, sie wiederherzustellen, denn es mußten Proben entnommen werden, wie damals die Farben gemischt wurden, welche Materialien benutzt wurden ect. Wer malt im 21. Jhdt noch mit gemahlenen Edelsteinen, Hühnermist und Eidotter???
Im 11. Jhd wurde der Zentralbau mit Triumphbogen, Kapellenkranz und Kuppel im romanischen Stil erbaut. Im 12. Jhd kam die zentrale Apsis und die Westfassade hinzu, die zwischen Turm und dem gegenüberliegenden Strebepfeiler eingerahmt ist. Das Portal besitzt fünf Archivolten, drei ruhen auf Vorsprüngen der Wand, zwei auf Säulenpaaren. Zwei Kapitelle der Säulen, sowie die blinde Rosette im Scheitel sind auf das 6. Jhd datiert.